Rundschau in die Bandscheibe (15.03 Tag der Rückengesundheit)

Die Bandscheiben verbinden in der Wirbelsäule die einzelnen Wirbelkörpersegmente und federn dabei wie Stossdämpfer Belastungen ab und sorgen zugleich für ein möglichst grosses Bewegungsausmass.


In diesem Blog gehen wir Fragen nach wie „Hat jeder Rückenschmerz mit der Bandscheibe zu tun?“, „Was ist ein Bandscheibenvorfall?“ und „Kann ich meine Bandscheibe trainieren?“.

Klinische Relevanz - Fakten, Zahlen, Wissenswertes

Klinische Relevanz – Fakten, Zahlen, Wissenswertes

An Jeder menschlichen Wirbelsäule befinden sich 23 Bandscheiben startend innerhalb der Halswirbelkörper C1/C2 bis zum Übergang des Lenden- und Sakralwirbelkörpersegment L5/S1.

Der unterste Teil der Wirbelsäule verschmilz im Laufe der Jugend und bildet das Sakrum oder unter Laien das Kreuzbein. Das Steissbein bildet das Ende des Kreuzbeins und das je rechte und linke Becken bildet mit dem Kreuzbein die sogenannten Iliosakralgelenke.

Da die Wirbelkörper bekanntlich eine knöcherne Struktur sind, befinden sich am oberen und unteren Ende der Knochen Faserknorpel. Diese Faserknorpel sind bereits Bestandteile der Bandscheibe. Die oft vorgestellte zähflüssige Masse der Bandscheibe ähnelt am meisten einem Knorpelgewebe. Dieses Knorpelähnliche Gewebe wird von in viele Richtungen ausgerichtetes faseriges Gewebe umflochten, was wie ein Ring demonstriert wird. Somit besteht eine Bandscheibe zusammenfassend aus Faserknorpel, Bandartigem Gewebe und deren Mischgewebe (Bogduk 2000).

Die Bandscheiben sind grundsätzlich nicht von Blutgefässen versorgt, kann je nachdem, welche entzündlichen oder degenerativen Prozesse bereits stattgefunden haben, früher oder später erfolgen.

Die zähflüssige Masse selbst wird nicht von Nerven innerviert, jedoch die Faserknorpeln am Ende der Wirbelknochen sind sehr gut von Nerven versorgt. Solche Nervenendungen werden oft erst mit der Ausschüttung von Entzündungsmediatoren aktiviert.

Die Bandscheibe besteht bis zu 70% aus Wasser. Grund für diesen hohen Wasseranteil ist das knorpelähnliche Bandscheibengewebe, das sehr viele wasserbindende Proteoglykane enthält. Jeder Mensch besteht ebenfalls zu ca. 60-65% aus Wasser. Der Stoffwechsel wird über Diffusion gewährleistet und findet in Ruhe statt. Bei den meisten Menschen ist das nachts der Fall und somit erklärt sich auch, warum man am morgen früh meist ein bisschen grösser ist. Im Laufe des Tages verliert die Bandscheibe durch Druckbelastungen Wasser und verringert sich. Deswegen ist es wichtig, dass man immer wieder entlastende Positionen einnimmt.

Durch altersbedingten Verschleiss verliert die Bandscheibe zunehmend an Wasseranteil und der Verlust an Elastizität ist folgend. Huhn oder Ei: ein verlangsamter und verringerter Stoffwechsel wird festgestellt. Ab dem 40. bis 50. Lebensjahr ergibt sich aufgrund dieser Degenerationsprozesse eine Blutversorgung der Bandscheiben. Durch die Vaskularisation (= Blutversorgung) verbessert sich der Stoffwechsel, bedingt jedoch, dass auch mehr Entzündungsmediatoren über das Blut transportiert werden. Wie bereits erwähnt, werden mehr Nervenendungen aktiviert, was eine erhöhte Schmerzwahrnehmung verursacht. Im Zusammenhang mit diesen Erkenntnissen hat Vert Mooney im Jahr 1987 eine bis heute gültige These veröffentlich, dass die Schmerzquelle von Rückenschmerzen bei bis zu 40% der Personen die Bandscheibe ist.

Bandscheibenvorfall - was passiert

Bei einem Bandscheibenvorfall drücken je nach Schweregrad des Vorfalls Anteile der Bandscheibe in die Nerven(wurzeln), lösen Schmerzen aus und verspannen die Muskulatur. Bei ganzen Ablösungen der Bandscheibe – auch unter Sequester bekannt – kann es vorkommen, dass Gefühlsstörungen und muskuläre Ausfälle auftreten. Spätestens bei letzteren Symptomen wird ein Arzt aufgesucht. Die meisten Bandscheibenvorfälle werden erstmal mit Medikamentöser Kompensierung und Physiotherapie versucht zu behandeln, bevor je nach Therapieresistenz und MRI-Befunden eine weitere ärztliche Konsultation erforderlich ist.

Therapie - Betreuung und Behandlung von Patienten in der Physiotherapie

Da bei zu wenig Belastung der Stoffwechsel heruntergefahren wird und zu wenige Inputs durch Kräfteverschiebungen verursacht werden, findet ein zu kleiner Flüssigkeitseinstrom statt. Die Bandscheibe dehydriert und degenerative Prozesse werden nicht aufgehalten. Dies weist längerfristig eine tiefe Belastungsfähigkeit auf und erzeugt bei erhöhter Belastung ein stark erhöhtes Risiko für Verschleiss- und Entzündungsprozesse. Finden im Bereich der Bandscheiben kleine Risse verursacht durch oft wiederholte Tätigkeiten oder erhöhten Kraftverhältnissen statt, kann es zu Deformationen und Ausstülpungen der Bandscheiben folgen. Dies ist klinisch relevant, da bei relativen engen Platzverhältnissen der Nervenwurzeln in der Wirbelsäulensegmenten bereits kleine Ausstülpungen die Nerven einengen können. In der Untersuchung wird jeweils untersucht, in welchem Wirbelsäulensegment ein Nerv eingeklemmt oder eingeengt werden kann. Dies findet über die Kraft der Muskeln statt, welche vom jeweiligen Hauptnerv der Wirbelsäulensegment versorgt wird. Weitere Ziele in der Physiotherapie beinhalten:

Literaturverzeichnis:

Bogduk, Nikolai, Thomas Schöttker-Königer, und Nikolai Bogduk. 2000. Klinische Anatomie von Lendenwirbelsäule und Sakrum: mit 13 Tabellen. Rehabilitation und Prävention 57. Berlin Heidelberg: Springer.

Braune, H.-J., und G. Huffmann. 1991. «M. tibialis anterior – Kennmuskel der Nervenwurzel L4?» Aktuelle Neurologie 18 (01): 34–35. https://doi.org/10.1055/s-2007-1018091.

Mooney, Vert. 1989. «Where Is the Lumbar Pain Coming From?» Annals of Medicine 21 (5): 373–79. https://doi.org/10.3109/07853898909149224.

Mow, Van C., und Rik Huiskes. 2005. Basic Orthopaedic Biomechanics and Mechano-Biology. 3rd ed. Philadelphia: Lippincott Williams & Wilkins.

Waddell, Gordon. 2010. The Back Pain Revolution. 2. ed., Reprint. Edinburgh: Churchill Livingstone.